Mauerstetten: Wann wird endlich der Verkehr beruhigt?

Ende April haben wir mit Anwohnenden der Weiherstraße sowie Grünten-/Alpenweg in Mauerstetten die dortige Verkehrssituation angeschaut und uns über Möglichkeiten der Verkehrsberuhigung ausgetauscht. Dabei wurde deutlich: Tempo 50 ist hier zu schnell. Die beiden Rechts-vor-Links-Schilder werden missachtet und tragen nicht zur dringend nötigen Verkehrsberuhigung bei. Eine sinnvolle Erschließung des Hofladens steht ebenso aus wie ein letzten Sommer angekündigtes Verkehrskonzept.

Bei unserem Kennenlerntreffen hatten Mauerstettener*innen sich an uns gewandt und hinsichtlich der gefährlichen Verkehrslage gefragt: „Muss erst was passieren, dass gehandelt wird?“ Hubert Endhardt und Günter Räder versprachen daraufhin, dass die Kreistagsfraktion sich die Lage bei einem Ortstermin genauer anschauen werden.

Gemeinsam mit Kreisrätin Gerti Kustermann, Kreisvorstandssprecherin Chrissi Myrtsidou-Jung und Kreisgeschäftsführer Nathan Lüders kamen Endhardt und Räder nun wie angekündigt an die Straße, in der seit Langem eine Verkehrsberuhigung gefordert wird.

Anwohnerin Andrea Hecker schildert die Verkehrslage und wie die Bürger*innen mit ihren Anliegen beim Bürgermeister auf Ablehnung stoßen

Probleme der Verkehrslage vor Ort offenkundig

An der Ecke zum Grüntenweg versammelte sich die Nachbarschaft und veranschaulichte die Probleme, die der Autoverkehr am eigentlich idyllischen Weiher, der der Straße ihren Namen gibt, verursacht. Dass die Rechts-vor-Links-Schilder an den schwer einzusehenden Abzweigungen weitgehend ignoriert werden, war vor Ort offensichtlich. Zahlreiche Autos fuhren mit Geschwindigkeiten, die allein schon aus den Straßenverhältnissen eigentlich unangemessen sind – aber eben bei einem Tempolimit von 50 km/h als erlaubt gelten. Nur einige wenige passten ihre Geschwindigkeit an die Gegebenheiten an – und womöglich auch nur wegen der Menschengruppe am Straßenrand.

Die Beschilderung macht die Weiherstraße zur beliebten Übungsstrecke für Fahrschulen. Zur Verkehrsberuhigung tragen die Schilder leider wenig bei.

Insbesondere für Schulkinder und Seniorinnen ist die Straße zu gefährlich – auch weil es teils gar keinen, teils einen deutlich zu schmalen Gehweg gibt. Auch die Lebensqualität der Anwohnenden sinkt durch das gestiegene Verkehrsaufkommen und die damit einhergehende Lärmbelastung.

Zuletzt wurde bei der Mauerstettener Bürgerversammlung zum wiederholten Male auf die Missstände aufmerksam gemacht. Zum vor rund zehn Monaten von Bürgermeister Armin Holderried bereits versprochenen und noch ausstehenden Verkehrskonzept soll es demnächst eine weitere Informations- und Diskussionsveranstaltung geben. Die Nachbarschaft fragt sich, warum das so lange dauert. Die Beschwerden über Holderrieds Verzögerungs- und Weigerungshaltung werden immer lauter. 

Die Erfahrungen der grünen Räte in anderen Gemeinden

Kreisrat Hubert Endhardt erzählte davon, wie er 1990 als Gemeinderat in Rieden am Forggensee bereits im gesamten Dorf Tempo 30 duchgesetzt hat. Nach ersten Einwänden, es könne nicht im gesamten Gemeindegebiet, sondern nur in Ortsteilen eingeführt werden, beantragte Endhardt eben für die einzelnen Gemeindeteile die Geschwindigkeitsbeschränkung. Seither gilt in Rieden am Forggensee nahezu komplett Tempo-30-Zone. Eine flächendeckende Lösung mit dem Vorteil, dass man unnötigen Schilderwald vermeiden kann.

Auch Kreistagsfraktionssprecher Günter Räder schilderte aus seiner Erfahrung als Marktgemeinderat eine Erfolgsgeschichte. In Obergünzburg wurde ebenfalls eine mittlerweile fast flächendeckende Geschwindigkeitsbeschränkung auf Tempo 30 eingeführt. Lediglich auf den übergeordneten Straßen, bei denen der Marktgemeinderat das Limit nicht selbst festlegen kann, sind noch bei Tempo 50.

Wie lange hält die Konzeptlosigkeit in Mauerstetten an?

In Mauerstetten hatte die Beantragung eines Tempolimits in der Weiherstraße im Sommer vergangenen Jahres im Gemeinderat zu einem Patt geführt – mit 7:7 Stimmen war Tempo 30 in der Weiherstraße abgelehnt. Die vorhergehende Debatte hatte aufgezeigt, dass grundsätzlich ein weitergehendes Tempolimit besser wäre, als mit der Weiherstraße ein Stückwerk zu beginnen. Das angekündigte Verkehrskonzept steht allerdings seither aus.

Dabei stellt sich für die Bürger*innen Mauerstettens die Frage, wer überhaupt mit einem solchen Verkehrskonzept beauftragt wurde oder ob es der Bürgermeister etwa selbst erstellen möchte. Anwohnende der Weiherstraße befürchten, dass das Mauerstettener Verkehrskonzept am Ende ein Tempolimit bei 30 km/h beinhalten könnte, aber die Weiherstraße dabei „als Durchfahrtsstraße privilegiert“ und so von dieser Geschwindigkeitsbeschränkung ausgenommen wird.

Weiherstraße muss beruhigt werden

Angesichts der schwer einsehbaren Kreuzungen und der schmalen Fahrspur von teils deutlich unter 4,5 Metern Breite stellt Dr. Günter Räder klar, dass ein Verkehrskonzept für Mauerstetten auf jeden Fall eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf Tempo 30 in der Weiherstraße beinhalten muss.

Selbst bei einer Entlastung der Weiherstraße durch andere Maßnahmen – etwa einer längst überfälligen, sinnvollen Erschließung des beliebten Hofladens – wäre die Forderung nach dem Tempolimit in der Weiherstraße nicht abgewickelt. Günter Räders Einschätzung zufolge kann die Straße allein schon wegen der geringen Breite nicht als „Durchfahrtstraße“ privilegiert und von Geschwindigkeitsreduzierungen ausgenommen werden.

Die Kreistagsfraktion wird die Situation in Mauerstetten im Blick behalten und plant gemeinsam mit dem Kreisvorstand weitere Termine bei Bürgerinnen und Bürgern, die Verkehrsberuhigungen fordern oder andere Anliegen an die Kommunalpolitik haben. Meldet euch gerne jederzeit mit euren Anregungen und Wünschen.

Kreisvorstandssprecherin Chriss Myrtsidou-Jung (ganz links), Vorstandsbeisitzerin und Kreisratsfraktionsvize Gerti Kustermann (3.v.l.) und Kreisvorstands- und Fraktionssprecher Günter Räder (2.v.r.) im Gespräch mit Bürger*innen Mauerstettens