„Weg von der Flächenprämierung“ – Karl Bär in Pfronten für die Zukunft der Landwirtschaft

Am Donnerstag, 21. Juli kam unser Bundestagsabgeordnete Karl Bär nach Pfronten, um über die Folgen des Artensterbens, die Gefahren von Pestiziden wie Glyphosat und die daraus resultierenden Maßnahmen der Bundesregierung sowie der EU für die Landwirtschaft zu informieren.

Knapp 30 Bürgerinnen und Bürger aus Pfronten und den umliegenden Gemeinden kamen am Donnerstagabend in den Gasthof Engel nach Pfronten-Kappel. Eingeladen hatte der Ortsverband Pfronten von Bündnis 90/Die Grünen. Das Thema: „Artenschutz und Landwirtschaft – kann das gehen?“.

In einem einstündigen Vortrag beschrieb Karl Bär die bisherigen und die geplanten Maßnahmen der Bundesregierung. Zudem skizzierte der Agrarexperte eine Landwirtschaft der Zukunft, die hauptsächlich auf kleinen, bäuerlichen Biobetrieben basiert. Bei der Unterstützung der Betriebe durch Bundesregierung und vor allem die EU soll endlich nicht mehr die Flächengröße der Betriebe, sondern die nachhaltige Bewirtschaftung und andere ökologische und gesellschaftliche Aspekte entscheidend sein.

Insbesondere die Sorge um Artenschutz und Biodiversität soll in der Landwirtschaft besser verankert werden. Denn für den Fortbestand der menschlichen Zivilisation ist das Artensterben und die Zerstörung der Ökosysteme ist ein ebenso wichtiges Thema wie der Klimaschutz.

Biodiversität und Klimawandel – zwei gleichermaßen große und wichtige Herausforderungen

Die Bundesregierung bringt noch dieses Jahr eine Kennzeichnungspflicht über die Tierhaltung bei Schweinefleisch auf den Weg, entsprechende Regeln bei anderen Fleischsorten werden folgen. Die Pflichtkennzeichnung könne dann gleichzeitig als Herkunftsnachweis gelten und bei entsprechendem Konsumverhalten die heimische Agarwirtschaft stärken, da sie zunächst nur für in Deutschland produziertes Fleisch gilt.

Begleitet werden diese Maßnahmen des Landwirtschaftsministeriums, das unter Minister Cem Özdemir erstmals auch eine vollwertige Abteilung für das Ernährungsressort aufgebaut hat, durch finanzielle Förderungen für den Umbau von Ställen.

EU-Agrarreform erst 2027

Bär zeigte detailliert auf, wie eine solche Landwirtschaft sowohl gute und ausreichende Nahrungsmittel für Mensch und Tier produzieren kann und zudem genug Raum für den Artenschutz lässt. Im Anschluss an den Vortrag gab es viele Fragen und eine angeregte Diskussion zu den angesprochenen Punkten. Dabei wurde oft bemängelt, dass immer noch zu wenig passiere und es zu langsam vorangehe. Die zahlreichend anwesenden Landwirte plädierten nahezu einhellig ebenfalls für eine Abkehr von der Flächenprämierung durch die EU.

Deutschlands Agrarpolitik auf europäischer Ebene sei deutlich verändert seit der Bundestagswahl, erklärte Bär. Die Ampelkoalition habe vereinbart, an der notwendigen Reform der Agrarsubventionen mitzuwirken. Allerdings wird eine Entscheidung darüber erst im nächsten EU-Haushalt 2027 verankert.

Regionale Landwirtschaft vs. Großbauernlobby

Einigen anwesenden Landwirten ist dies deutlich zu spät. Um den Druck für eine Umstellung der Kriterien weg von Flächenprämien und hin zur Stärkung der in der Regel ökologisch sinnvoller arbeitenden kleinen bäuerlichen Betriebe zu erhöhen, gebe es vonseiten der Umweltbewegung und anderen Interessensverbänden Überlegungen, den bisherigen Konsens aufzukündigen, dass das Agarbudget der EU insgesamt gleich hoch bleiben soll, erklärte Karl Bär. So stünde die Landwirtschaft vor der Wahl: entweder gleich viel Geld unter anderen Bedingungen oder insgesamt weniger.

Gründsätzlich müsse den starken Wirtschafts-Lobbys in Brüssel vonseiten der Nichtregierungsorganisationen mehr entgegengesetzt werden, plädierte der seit gut 20 Jahren auf verschiedenen Ebenen mit der Umweltbewegung verbundene Bundestagsabeordnete.

Ortsvorstand Pfronten mit seinen Gästen, v.l.: Ulla Wiedemann, Christian Mörken, Karl Bär, Alexandra Boneff, Kreissprecher Günter Räder.

Der 37-jährige Agrarökonom Karl Bär ist seit September 2021 für Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag und ist dort Obmann im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft. Zuvor arbeitete er für das Deutsche Umweltinistitut in München.