Helena Schmid

Immenthal, 20, Studentin, FFF-Aktivistin, seit bald 2017 bei den Grünen

„Wir müssen die letzte Chance ergreifen, unsere Erde zu retten. Die Zeit läuft! Mit jedem weiteren Brand, wie beispielsweise in Alaska, Russland, Australien oder im Amazonasgebiet, tickt die Uhr schneller.“

1. Warum hast Du Dich für ein Engagement bei den Grünen entschieden?

Ich war schon als Kind sehr an dem aktuellen politischen Geschehen interessiert und wollte es immer selbst mal besser machen. Besonders der Umwelt- und Tierschutz bewegt mich sehr und ich wollte mich aktiv dafür einsetzen. Leider musste ich feststellen, dass man durch Demonstrationen und Aktionen oft nicht die richtigen Leute erreicht, sondern nur diejenigen die sowieso offen für solche Themen sind und auch auf solche Veranstaltungen gehen. Deswegen möchte ich aktiv in meiner Gemeinde mitbestimmen können, um wirklich etwas effektiv auf kommunaler Ebene bewirken zu können, und habe mich entschieden Mitglied bei den Grünen zu werden, da sie meiner Meinung nach einer der wenigen Parteien mit einem zukunftsfähigen Programm sind.

2. Was zeichnet Deiner Meinung nach die grüne Partei besonders aus?

Die Grünen haben ein weites Themenspektrum, in dem die Probleme der Gegenwart und vor allem der Zukunft, aufgegriffen werden. Es ist von Umweltschutz bis zur sozialen Gleichberechtigung alles dabei, was eine zukunftsfähige Partei ausmacht. Auch ihre Anfänge machen sie zu etwas Besonderem, denn bisher ist niemand zuvor mit dem Fahrrad zum Bundestag gefahren und hat während einer Sitzung Pullover gestrickt. Das zeigt, dass es sich hierbei nicht nur um eine grüne Partei, sondern auch um einen grünen Lebensstil handelt. Das macht die Grünen so überzeugend.

3. Was ist aus Deiner Sicht die größte Chance, die wir als Gesellschaft in den nächsten Jahren ergreifen müssen?

Die letzte Chance zu ergreifen unsere Erde zu retten. Die Zeit läuft! Mit jedem weiteren Brand, wie beispielsweise in Alaska, Russland, Australien oder im Amazonasgebiet, tickt die Uhr schneller. Seit Jahrzehnten ist es bekannt, dass wir unsere Lebenszeit auf der Erde mit unserem schädlichen Verhalten verkürzen. Nun spitzt sich die Lage extrem zu und vielleicht sind wir die letzte Generation, die die Möglichkeit hat, etwas zu verändern. Doch nur die Regierung und ein paar Aktivisten schaffen das nicht alleine. Es ist eine Aufgabe für uns alle, als Gesellschaft, diese Herausforderung anzupacken. Nur durch Zusammenhalt und gemeinsame Arbeit können wir es schaffen!

4. Was ist für Dich die größte Herausforderung, die uns politisch in den nächsten Jahren bevorsteht?

Umweltbewusstes Denken und Handeln in alle Teile der Bevölkerung zu verbreiten und Skeptiker vom Gegenteil zu überzeugen. Wie bereits schon erwähnt: Wir können die Wende zu nachhaltigem Denken nur als Einheit schaffen und deswegen ist es wichtig, wirklich jeden zu erreichen.

Außerdem wird Deutschland in den nächsten Jahren sehr mit der Überalterung unserer Bevölkerung zu kämpfen haben. Besonders Renten-, Gesundheits-, und Pflegesystem werden viel Unterstützung oder sogar eine Weiterentwicklung ihres Systems brauchen. Es liegt an uns, diese Schwächen frühzeitig zu erkennen und sie zu beheben, bevor es zu einer unmenschlichen Unterversorgung an Ressourcen und Arbeitskräften kommt.

5. Wenn Du 3 (politische) Wünsche frei hättest, welche wären das?

  1. Dass der Klimaschutz zur obersten Priorität bei allen Entscheidungen wird. Wenn wir das Leben auf der Erde erhalten wollen, müssen wir uns radikal daran halten.
  2. Dass Tiere juristisch nicht mehr als Sache, sondern als Lebewesen gesehen werden und Rechte bekommen. Tiere, vor allem Säugetiere, haben ein fast identisches Nervensystem wie Menschen und es ist bewiesen, dass sie ähnliche oder sogar gleiche Gefühle und Empfindungen haben. Deswegen brauchen wir Gesetze, die den Umgang mit Tieren regeln und Quälerei härter bestrafen.
  3. Dass mächtige Konzerne sich nicht in politische Angelegenheiten einmischen dürfen, denn so werden oft Entscheidungen nicht zum Wohle des Volkes getroffen. Ich finde es gehört zu dem Beruf eines Politikers, sich ausreichend mit der aktuellen Thematik zu befassen und sich neutral darüber zu informieren. Durch Gespräche mit Lobbyisten kommen leider zu viele Faktoren wie Rhetorik dazu, so dass am Ende keine neutrale Entscheidung getroffen werden kann. Politiker sind auch nur Menschen und genau so leicht zu beeinflussen, wie jeder andere auch.

6. Welche persönlichen Ziele leiten Dein Engagement bei den Grünen?

Bei meinen Zielen steht an erster Stelle der Tier- und Umweltschutz, aber auch soziale Gerechtigkeit und Gleichberechtigung haben bei mir hohe Priorität. Beispielsweise bin ich der Meinung, dass Familien und Alleinerziehende viel zu wenig Unterstützung vom Staat bekommen. Kinder werden heute eher als Kostenfaktor und Karrierebremse gesehen, was zu einer Überalterung der Bevölkerung und weiteren Problemen führt. Oder auch der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel ist ein wichtiger Schritt, der für die Zukunft essentiell ist. Am schönsten wäre es, wenn der ÖNPV eines Tages für alle kostenlos und überall zu nutzen wäre.

7. Das Ostallgäu ist…

… ein ganz besonderer Ort, denn wir haben viele Ecken, wo die Natur unberührt vom Menschen erblüht. Ich finde es schön, aus dem Haus zu gehen und nach einem 5-minütigen Spaziergang bereits in der Natur zu sein. Dort kann man nach einem anstrengenden Tag abschalten und in sich kehren.

Leider ist es im Frühjahr/Sommer nicht mehr so bunt und voller blühender Blumen, und im Winter kein Schneeparadies mit 1m Schneedicke mehr, wie es in meiner Kindheit der Fall war. Auch hier schlagen die Konsequenzen des Klimawandels ein, was mich jeden Tag daran erinnert und motiviert dafür zu kämpfen!

8. Wenn Du zurückblickst, auf was bist Du in Deinem Leben bisher so richtig stolz?

Da ich erst 20 Jahre alt bin, kann ich nicht so weit zurückblicken wie manch anderer. Dennoch bin ich sehr glücklich über einige Entscheidungen in meinem Leben, wie z. B. mein Beitritt bei den Grünen oder mein Engagement bei Fridays for Future. Es tut einfach gut, wenn man abends im Bett liegt und auf einen erfolgreichen Tag zurückblicken kann, in dem man viele Menschen erreicht hat.

9. Was bedeutet Heimat für Dich?

Heimat ist ein Ort, an dem man sich wohlfühlt, Sicherheit hat und Sehnsucht verspürt, wenn man mal länger nicht dort ist. Die Heimat ist der Ort, zu dem man selbst nach vielen Umwegen immer wieder und wieder zurückkehrt. Heimat ist da, wo die Familie ist. Meine Heimat ist klar das Allgäu, hier wurde ich geboren und habe mein ganzes Leben bisher verbracht. Auch meine Freunde und Familie leben hier, was mir an diesem Ort noch mehr Rückhalt gibt. Heimat bedeutet viel für mich, deswegen will ich meinen Heimatort aktiv mitgestalten, dass auch meine Kinder dieses Gefühl der Zugehörigkeit erleben dürfen und mit Stolz sagen können „Ich bin Allgäuer und hier fühle ich mich wohl!“. Sie sollen sich auch noch an den schönen Alpen, Wäldern und Gewässern erfreuen können.

12. Was bedeutet es für Dich, ein „nachhaltiges Leben“ zu führen?

Viele denken wenn sie „nachhaltiges Leben“ hören sofort an Verzicht und Verbote. Ich führe selbst ein nachhaltiges Leben und kann dem absolut nicht zustimmen. Es gibt für alle Konsumgüter eine Alternative, die man häufig nach einer kurzen Eingewöhnungszeit, nie wieder eintauschen will. So hat meine einzigartige, selbstgenähte Tasche aus Stoffresten einen viel höheren Wert, als die trendy Tasche vom H&M, die jeder hat. Oder einige denken, dass ein nachhaltiges Leben bedeutet, viel Geld für Bioartikel auszugeben. Aber auch hier stimme ich nicht voll und ganz zu. Klar gibt es haufenweise überteuerte Produkte, bei denen man selbst als Gutverdiener, stutzig wird. Wenn man aber die Augen offen hält, findet man schnell viele Alternativen, die für einen persönlich umsetzbar sind. So, muss die Nuss-Nougat-Creme ja nicht zwingend aus biologischem Anbau sein, aber eine Nuss-Nougat-Creme ohne Palmfett zu kaufen, ist schon ein großer Schritt in eine bessere, nachhaltigere Zukunft.