Zukunftsfähiger, nachhaltiger Bahnverkehr im Allgäu

Die Allgäuer Kommunalos der Grünen am (zweit)höchsten zweigleisigen Bahnhof Deutschlands in Günzach.

Die Hitzewelle 2019 und auch die heißen Temperaturen des Sommers 2020 machen vielen Menschen zu schaffen. Der Klimawandel findet statt. Dies ist nicht mehr zu leugnen. Die Auswirkungen der Klimakrise müssen auf ein erträgliches Maß begrenzt werden. Dazu gehört das Einsparen von CO² mit einem zukunftsfähigen Bahnverkehr. Die kommunalen Fraktionen der GRÜNEN im Allgäu haben sich hierzu auf gemeinsame Zielsetzungen verständigt, damit die Region verkehrstechnisch nicht abgehängt wird.

Nur ca. 55 Prozent des bayerischen Schienennetzes sind elektrifiziert. Bus und Bahn bleiben auf dem Abstellgleis stehen, werden abgehängt. Pendler steigen dann lieber aufs Auto um. Die bundesweit beschlossene Klimaneutralität und die Senkung der Verkehrsemissionen bis 2030 stehen auf der Kippe.

Wir als GRÜNE Fraktionen fordern ein Umdenken. Machen wir die Bahn fit, um Pendler, Touristen und Güter gut von A nach B zu bringen. Entspannt, klimafreundlich und sicher!

Bei den GRÜNEN Fraktionen im Ostallgäu, Oberallgäu, Kempten und Kaufbeuren steht ein zukunftsfähiger, überregionaler Allgäuer Verkehrsverbund mit der Modernisierung des Schienennetzes und einem bürgerfreundlichen Taktfahrplan an oberster Stelle.

Erklärtes Ziel der Bundesregierung ist die Erhöhung des Anteils elektrifizierter Bahnstrecken in Deutschland von momentan ca. 61% auf 70% bis zum Jahr 2025.

Bayern hinkt diesem Ziel mit einem Elektrifizierungsgrad von momentan nur rund 55% weit hinterher. Einziges (!) im Bau befindliches größeres Projekt diesbezüglich ist die Elektrifizierung der Bahnlinie München – Memmingen – Lindau.

Das Allgäu ist jedoch auch nach der Elektrifizierung dieser Strecke eines der größten verbleibenden „Diesellöcher“ im Netz der Deutschen Bahn in Bayern. Um in der Urlaubsregion Allgäu einen umweltfreundlichen und langfristig attraktiven Bahnverkehr anbieten zu können, ist die Elektrifizierung weiterer Allgäuer Bahnstrecken unerlässlich.

Dies ist auch den zahlreichen Pendlern geschuldet, die aus unserer Region nach München pendeln und zukünftig vermehrt in Buchloe umsteigen müssen.

Mit Kempten (ca. 70.000 Einwohner) und Kaufbeuren (ca. 45.000 Einwohner) liegen die zweit- und die drittgrößte Stadt in ganz Bayern ohne Anschluss an das elektrische Schienennetz im Allgäu. Ebenso sind die international bedeutenden Tourismusziele Oberstdorf und Füssen nicht mit elektrischen Zügen erreichbar, wie z.B. Garmisch-Partenkirchen oder Berchtesgaden.

Des Weiteren droht auch die Gefahr, dass die Kapazität der Bahnstrecke aus dem Allgäu in die Landeshauptstadt durch den geplanten, völlig unzureichenden, 3-gleisigen Ausbau der Strecke München-Pasing – Eichenau langfristig beschränkt wird. Kaufbeuren und das Ostallgäu als Mitglieder der Metropolregion München werden dann so schlecht wie keine andere Mitgliedsregion mit der Landeshauptstadt auf der Schiene verbunden sein.

Wichtigste Aufgabe wird sein die Allgäuer Strecken zu elektrifizieren damit der Anschluss nicht verpasst wird. Nach dem Ausbau der eingleisigen Strecke von München über Memmingen nach Lindau muss nun die zweigleisige Strecke der Allgäubahn von Buchloe bis Hergatz in Angriff genommen werden. So können Pendler und Touristen ohne umzusteigen ihr Reiseziel erreichen. Verspätungen, verpasste Zuganschlüsse und längere Wartezeiten auf zugigen Bahnsteigen fallen weg. Weitere Maßnahmen, um mit Strom statt mit Diesel zu fahren, sichern den Anschluss nach Ulm und nach Augsburg. Oberstdorf und Füssen als internationale Tourismusziele sollten ebenfalls elektrifiziert erreichbar sein.

Wichtig für das Allgäu ist der weitere Anschluss an die Landeshauptstadt München. Der dreigleisig geplante Ausbau von Eichenau nach München-Pasing ist ein nicht hinnehmbares Nadelöhr: Zwei Gleise für die S-Bahn, ein Gleis in beide Richtungen für die Fern- und Regionalzüge aus dem Allgäu und dem Bodenseeraum nach München. Die Region Allgäu wird hier ausgebremst.

Skeptisch stehen wir dem Einsatz von Wasserstoffzügen in der hügeligen Allgäuer Landschaft gegenüber. Diese Züge sind den Erfordernissen des Allgäuer Bahnnetzes nicht gewachsen und zudem ökonomisch nicht darstellbar.

Damit unsere Region eine zukunftsfähige,nachhaltige Bahnanbindung erhält, fordern wir:

  1. Die zeitnahe Elektrifizierung der „Allgäubahn“ von Buchloe über Kaufbeuren und Kempten bis Hergatz. Weiter müssen die Strecken Buchloe – Augsburg und Ulm – Kempten auf elektrischen Betrieb umgestellt werden.
  2. Um auch auf den Nebenstrecken keinen Diesel mehr zu verpulvern, ist der Einsatz von umweltfreundlichen Akku-Hybridzügen schnellstens voranzubringen.
  3. Weiter sollte die Elektrifizierung der Strecken Immenstadt – Oberstdorf, Kaufbeuren – Füssen sowie Kempten – Pfronten erfolgen, um die Tourismusgebiete vom Pkw-Verkehr zu entlasten.
  4. Das Ober- und Ostallgäu muss an den Regional- und Fernverkehr der Bahn durch einen regelmäßigen Fahrplan im Stunden- oder Halbstunden-Takt angebunden werden.
  5. Der Ausbau der Strecke München-Pasing – Eichenau muss 4-gleisig erfolgen, so wie ursprünglich vorgesehen.
  6. Geprüft werden sollte, stillgelegte Bahnlinien zu reaktivieren und neue, sinnvolle Schienenverbindungen zu bauen (z.B. Füssen – Außerfern).